Bereits zum 9. Mal hieß es Bühne frei für das Sommertheater in historischen Stadtkernen. „Die Arbeitsgemeinschaft „Städte mit historischem Stadtkern gibt es schon seit 1992. Uns eint die Idee, das Stadtbild mit Theateraufführungen eindrucksvoll in Szene zu setzen“, sagte Arne Krohn.
Drei Einakter von Anton Tschechow standen am Sonnabend auf dem Programm, begleitet von Musik, die so recht die russische Seele widerspiegelte. Und das traf den Nerv des Publikums, das schon nach wenigen Minuten zu lachen begann.
Die Witwe will ewig trauern
Die Gutsbesitzerin Jeléna Popowa, eine schöne Frau in den besten Jahren, ist in ein schwarzes Spitzengewand gehüllt. Ihre Trauerkleidung will die Witwe bis zu ihrem Tod nicht mehr ablegen.
Doch diese Pläne durchkreuzt der herein schneiende Gutsbesitzer Grigóri Stepánowitsch, der die Schulden des verstorbenen Gatten eintreiben will. Sein zielsicheres und selbstbewusstes Auftreten, das durch das Aufstampfen mit den russischen Filzstiefel ausdrucksvoll in Szene gesetzt wird, schmilzt allerdings recht schnell dahin.
„Der Heiratsantrag“ – zunächst scheint er zu missglücken, dann findet aber doch alles ein gutes Ende.Quelle: Cornelia Felsch
Und der Satz „Wie bin ich heute grimmig“, verliert an Gültigkeit. Vom drohenden Duell bis zur innigen Umarmung vergehen nur wenige Minuten, die es allerdings in sich haben.
Alle Missverständnisse und Tücken des Zusammenlebens zwischen Mann und Frau werden hier aufgeboten und die Reaktion der Theaterbesucher zeigt deutlich, wie zeitlos die Stücke Tschechows sind.
Wenn im „Heiratsantrag“ der Gutsbesitzer Iwán Wasiljewitsch im verschmutzten Anzug um die Hand der reizbaren Natálja Stepánowa anhalten will – beide sich aber immer mehr über Fragen ihres Landbesitzes und die Qualitäten ihrer Jagdhunde schließlich völlig entzweien, ist das Chaos programmiert.
Einakter strotzen nur so vor Situationskomik
Die 30-minütigen Einakter, die vor Situationskomik und Kommunikationsfallen nur so strotzen, sorgten für einen außerordentlich unterhaltsamen Abend.
Die Schauspieler des theaters 89 vermittelten Tschechows intelligenten Humor hervorragend. In seinen Geschichten verarbeitet er Banales und Vulgäres der damaligen russischen Gesellschaft auf ironische Weise.
Anton Tschechow, der 1860 in Taganrog geboren wurde, studierte in Moskau Medizin. Als Arzt hatte er viel Kontakt mit den Menschen. Seine Erfahrungen verarbeitete er in seinen literarischen Werken.
Wer jetzt Lust auf Theater unter freiem Himmel bekommen hat, der kann zum Beispiel am 11. August in Templin oder am 16. August in Rheinsberg einen Russischen Abend feiern.