SOMMER IN BRANDENBURG 2015 – Teil 9
Matthias Zahlbaum, du steigst mit zwei Rollen in unseren „Sommer in Brandenburg 2015“ ein – die open air-Komödie “Lumpazivagabundus” und das Theaterstück für geschlossene Räume “Wer ist die Waffe, wo ist der Feind”. Was sind die jeweiligen Herausforderungen dabei?
Zwirn aus LUMPAZIVAGABUNDUS und Vater Löwenstein aus WER IST DIE WAFFE, WO IST DER FEIND sind zwei herrliche Männerrollen und eine wunderbare Herausforderung für einen Schauspieler.
Der eine, ein fröhlicher Vagabund, der sich mit Witz und kleinen Gaunereien durchs Leben schlägt. Der andere, ein reicher Kaufmann, der um die Stabilität und die Zukunft seiner Familie und um Deutschland fürchtet. Da freut man sich als Schauspieler immer, sich solchen Gegensätzen anzunähern und diese dann lebendig werden zu lassen.
Du bist ja schon länger für theater 89 tätig. Merkst du einen Unterschied zu dem Theater in den Jahren zuvor?
Nein. Das theater 89 ist so vital und lebendig, wie in den Jahren davor. Vielleicht hat es sogar an Kraft gewonnen, da es sich ganz neu – und eigentlich ganz alt – dem Zuschauer zuwenden muss und wird. Ich bin neugierig, welche Wechselwirkung sich daraus entwickelt.
Wie erlebst du die Arbeit für diese Wanderbühne – in Häkchen – theater 89?
Das Theater in die „Tempel“ zu setzen birgt auch die Gefahr, „Inseln“ zu schaffen und „Jünger“, die diese Inseln besuchen. In der nun vorhandenen Theaterform muss das Theater sich den Menschen stellen, die es antrifft. Durch die Professionalität der Schauspieler macht uns das keine Angst, eher Neugier und Lust, an unterschiedlichsten Orten die Aufführung an die Zuschauer zu bringen. Da braucht es Mut und die Fähigkeit, schnelle Entscheidungen vor Ort zu treffen, um den Theaterabend immer wieder abzusichern. Zimperlich sollte man nicht sein …
Warum überhaupt Theater – bei dir? Und fürs Publikum?
Mir macht das Spaß. Auch wenn der Weg zur gelungenen Premiere nicht immer sonnig ist. Und ich habe Lust, immer ein Stück eigene Weltsicht – so weit möglich – in die Figuren zu schummeln und so den Zuschauer auf eine kleine Reise der unterhaltenden Provokation mitzunehmen.
Wie ist das für dich: Brandenburg im Sommer? Wie ist das Publikum, wodurch zeichnen sich die Abstecher und deren Orte aus?
Es ist erstaunlich, wie sich das Brandenburger Land „schön“ gemacht hat. Ich kann allen nur empfehlen, das Land Brandenburg zu bereisen, um sich ein eigenes Bild von den Städten dieser Region zu machen. Wir fahren von einer Überraschung zur nächsten und werden mit Neugier erwartet.
Wie bist du eigentlich zum theater 89 gekommen?
Ich weiß eigentlich gar nicht mehr das Jahr, in dem es zu unserer ersten Begegnung kam. 1993? 1994? Nach der Wiedervereinigung schnürte ich mein Gepäck und wanderte von Stendal aus nochmals durch die Theater im Umland. Der Regisseur Thomas Bischoff nahm mich mit an das theater 89 und ich war sehr glücklich, dass sich diese erste Begegnung fortsetzte.
Und woher kommst du?
Berlin. Eigentlich gut. Nach einer Pause, als wollte man die Frage vermeiden, kommt meist: Ost oder West? Dann mit leichtem Humor: Friedrichshain! Aber dann: War das Osten oder Westen? Ich: Berlin!
Was machst du am liebsten in deiner Freizeit?
Wenn ich es schaffe, versuche ich das „Hamsterrad“ zu verlassen. Ein gutes Buch, gern und mit Eifer die Tageszeitung lesen. Und … den Augenblick von Zeit und Genuss nicht zu verpassen.
Und was sind deine nächsten Projekte?
Gut, eine Frage, die einen Schauspieler immer bewegt und beunruhigt. Das Leben wäre reich genug. Die Not-wendig-Keiten auch. Für den Herbst ist einiges angedacht. Schauen wir mal, ob der Handschlag heut noch was gilt.
Viel Glück dafür und herzlichen Dank für das Gespräch!