SOMMER IN BRANDENBURG 2015 – Teil 12
André Zimmermann, du spielst in der Freilicht-Komödie „Lumpazivagabundus“ den Schustergesellen Knieriem, der sich im Weintrinken und schlechten Prophezeiungen hervortut. Wie war die Begegnung mit Nestroy und seinen Figuren?
Riesen Überraschung. Kräftige, kluge, zerstörte, hoffnungsvolle Figuren … Herrliche Sprache. Werde mir jetzt erst mal den restlichen Nestroy besorgen.
Wie hast du dir die Rolle(N) erarbeitet?
Erstmal habe ich stur den schönen, aber schweren Text ins Maul trainiert. Dann war mir klar, dass das kein Kammerspiel wird. Erst im Laufe der Proben habe ich dann auch die leisen, verletzlichen Seiten entdeckt. Wer laut ist und säuft, hat ja, denke ich, ein Problem. Soweit klar. Und aber vielleicht trotzdem ein gutes Herz und Verstand.
Auch du bist ja schon länger für theater 89 tätig. Merkst du einen Unterschied zu dem Theater in den Jahren zuvor?
Eigentlich nicht. Deshalb wollte ich ja mitmachen. Die alten Mitstreiter sind älter geworden, also schöner und klüger …
Wie erlebst du die Arbeit für diese Wanderbühne theater 89?
Eine willkommene Abwechslung für mich. Ich spiele sonst oft mit rotem Plüschvorhang und ohne Regen oder Wind. Zum Glück müssen wir nicht mit dem Klingelbeutel herumziehen. Vor allem aber – mein Handwerk wird mal wieder gebraucht. Singen und draußen sprechen, das ist ein Vergnügen, wenn die Maschine mal wieder Vollgas laufen darf.
Wie bist du zum theater 89 gekommen?
Ich kam nach Arbeiten in Neustrelitz und Rostock wieder nach Berlin. Hatte Angebote nach Stendal und Freiberg. Wurde aber Vater, war auch etwas heimatbedürftig. Mein Freund Thomas Pötzsch hat mich dann H. J. Frank vorgestellt. Kurzer Blick, Handschütteln, Anruf, „Pawel“ in der „Mutter“ gespielt.
Warum Theater – bei dir? Und fürs Publikum?
Ein langer Weg. Zuerst mal dachte ich an Wirkung, Eitelkeit. Ich habe in der Schule immer so toll Gedichte aufgesagt … dagegen gibt’s ja dann die „E. Busch“. Heut liebe ich das Spielen immer seltener. Oft schreit der Markt nur nach weichgespülter Unterhaltung. Manchmal und selten dann solche Rollen wie Knieriem. Und wenn dann noch das Publikum teilnimmt – herrlich.
Was waren für dich prägende Theaterereignisse?
Da komm ich ins Stocken … o vieles. Als meine Frau erstmals in der Kantine erschien … der erste Hänger … Oje, das wäre dann mal ein Extrainterview.
Gut. Ich erinnere dich daran. Aber erstmal: Wie ist das für dich – Brandenburg im Sommer?
Eine Wiederbegegnung mit vielen Städtchen der Kindheitsausflüge, nunmehr frisch geputzt. Aber doch Heimat.
Woher kommst du?
Aus Lichtenberg, Berlin.
Was machst du am liebsten in deiner Freizeit?
Durch die Schorfheide laufen. Fahrradfahren. Bewegung, Stille. Musik.
Was sind deine Inspirationen?
Das eigene Leben. Die Menschen und Dramen und Freuden drumherum…
Und deine nächsten Projekte?
Ich werde wieder im Kriminaltheater spielen und an der „Berliner Schule für Schauspiel“ unterrichten.
VIEL GLÜCK DAFÜR UND HERZLICHEN DANK FÜR DAS GESPRÄCH!